Wie werden Orden und Ehrenzeichen bewertet?

Wie werden Orden und Ehrenzeichen bewertet?

Seitdem es Orden und Ehrenzeichen gibt unterlagen sie schon immer einer gewissen (Be-) Wertung. Ursprünglich nur einem kleinen, ganz bestimmten Personenkreis zugedacht, oder nur für bestimmte Taten oder sehr eng begrenzte Anlässe ausgegeben, wandelten sich einige Ehrenzeichen, besonders in der jüngeren Geschichte Deutschlands, teils zu einer Standartauszeichnung für jedermann.

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Orden vom Zähringer Löwen (Baden)
Ritterkreuz 1. Klasse mit Eichenlaub
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Orden vom Zähringer Löwen (Baden)
Ritterkreuz 1. Klasse mit Eichenlaub

Je weiter aber ein Ehrenzeichen in die Masse gestreut, je häufiger es verliehen oder verteilt wurde, desto geringer ist allerdings seine allgemeine Wertschätzung, da es sich dann vom Besonderen in etwas ganz alltägliches verwandelt. Auch das Ehrenzeichen selbst verliert meist in einem solchen Falle, schon allein aus seiner massenhaften Herstellung heraus, deutlich an Wert.
Wurden bei der Herstellung von hohen und nur selten verliehenen Auszeichnungen oftmals nur Edelmetalle, ja sogar Edelsteine verarbeitet und diese in meisterlicher Handarbeit höchst dekorativ in ihre entsprechende Form gebracht, so kamen, nicht zuletzt zur Reduzierung der Herstellungskosten insgesamt, für Massenauszeichnungen, oft nur einfache Materialien und eine maschinelle Anfertigung in Frage.

Dies allein macht aber nicht in jedem Fall den Wert einer Auszeichnung aus. Vielmehr ist dieser von verschiedenen Faktoren abhängig. So muss zur Bewertung einer ganz bestimmten Auszeichnung immer hinterfragt werden, aus welchen Beweggründen sie heraus hergestellt und verliehen wurde, an wen die Verleihung stattfand und welche Person die Auszeichnung wann verliehen hatte. Dazu muss man auch eingrenzen wie viele dieser Auszeichnungen heute noch existieren könnten, ob es sich um ein Verleihungsstück oder ein Ersatzstück handelt und ob eine Verleihungsurkunde oder ein Etui mit dazu gehört. Auch das Ansehen einer Auszeichnung in der Bevölkerung kann ihren Wert beeinflussen. Dieser Punkt tritt jedoch in unserer heutigen Gesellschaft meist zurück. Früher waren teils Ehrenbezeugungen der Schildwachen, ein Ehrensold, Titel oder andere Privilegien mit der Verleihung einer Auszeichnung verbunden. Dies ist heute nur noch selten der Fall. Oftmals werden heute Auszeichnungen sogar nur noch selten in der Öffentlichkeit getragen; und wenn, dann in aller Regel nur als Miniatur.

Aber auch der ideelle Wert einer Auszeichnung, der oft nur beim Ausgezeichneten selbst oder bei seinen Angehörigen von Bedeutung ist, kann ihren monetären Wert beeinflussen.
Es kommt letztlich also nicht darauf an wie teuer eine Auszeichnung bei seiner Herstellung war; vielmehr muss man besonders bei historischen Auszeichnungen alles überblicken, was die Auszeichnung ausmacht. Und das ist nicht immer einfach!

Um hier für etwas mehr Information zu sorgen gibt es Bewertungskataloge in denen sich der Wert der meisten Auszeichnungen nachschlagen lässt und so immerhin einen ersten Anhalt bieten um wenigstens den monetären Wert einer Auszeichnung einschätzen zu können. Dabei sollte aber beachtet werden, dass diese Werte nur eine Richtschnur darstellen. Oftmals weichen die Katalogpreise dann bei Auktionen und in Fachgeschäften eklatant ab, was im Grunde aber nicht zu beanstanden wäre, da sich letztlich die Verkaufspreise wie überall auch immer nach dem Angebot und der Nachfrage, sowie nach dem Erhaltungsgrad und dem mitgelieferten Zubehör richten. Deshalb sollte es selbstverständlich sein, dass Auszeichnungen aus Edelmetall immer einen wesentlich höheren Wert erzielen als es nur der reine Materialwert ausmacht. Ebenso sollte es aber genauso selbstverständlich sein, dass Auszeichnungen aus geringwertigen Materialien einen deutlich höheren Wert erzielen können, als die gleichen (oder anderen) Auszeichnungen aus Edelmetall.

Die Nachfrage an Orden und Ehrenzeichen ist in den letzten Jahren durch Öffnung des Marktes und fallen von Grenzen immer weiter gestiegen. Wenn man aber einmal einen Bezug zur Seltenheit einer Auszeichnung hergestellt hat und diese dann mit einem ähnlich seltenen Sammlungsstück aus den Gebieten der Philatelie (Briefmarkenkunde) oder der Numismatik (Münzkunde) vergleicht kann man erkennen, dass auf dem Gebiete der Phaleristik (Ordenskunde) nicht immer Hochpreise zu bezahlen sind.
Von gewissen Schwankungen einmal abgesehen kann festgestellt werden, dass sich der Wert einer Auszeichnung innerhalb der letzten Jahrzehnte nach oben hin entwickelt hat. Damit man sich davon ein Bild machen kann in welcher Größenordnung dies bisher geschehen ist, sollen hier beispielhaft einige Auszeichnungen und die dafür im Handel durchschnittlich erzielten Verkaufserlöse aufgezeigt werden. Als Beispiele sollen hier Auszeichnungen dienen, die jeder Sammler aufgrund ihrer Häufigkeit immer mal wieder erwerben kann.

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Entwicklung der Preise bei Orden zwischen 1970 und 2012
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Entwicklung der Preise bundesrepublikanischer Auszeichnungen zwischen 1980 und 2012

Bei heute gültigen Orden und Ehrenzeichen lohnt es sich oft nach Auszeichnungen aus privater Hand zu suchen. Aufgrund der immer weiter steigenden Herstellungskosten bei Firmen und Betrieben kann man von Privat solche Auszeichnungen oft zu Summen erwerben, die unter den Verkaufspreisen der Herstellerfirmen liegen.

Trotz aller Preissteigerungen muss man aber positiv bedenken, dass das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in einer Analyse festgestellt hat, dass sich die allgemeinen Preise seit dem Jahr 1950 zwar verfünffacht haben, parallel dazu aber die Nettoverdienste um das 25-fache gestiegen sind. Unter diesem Betrachtungswinkel lässt sich anführen, dass Waren, die nicht (nur) von steigenden Material- und Lohnkosten abhängig sind, wie eben historische Auszeichnungen, in den vergangenen 60 Jahren im Verhältnis zum Einkommen deutlich billiger geworden sind. Grundlage dafür ist der Durchschnitts-Nettoverdienst, der im Jahre 1950 bei umgerechnet 0,56 € pro Stunde und im Jahre 2009 bei 14,05 € pro Stunde lag.

BayerischerVO
Bundesland Bayern:
Bayerischer Verdienstorden (Damenausführung)

Wenn Sie mehr über die Phaleristik erfahren wollen, wenden Sie sich an die Deutsche Gesellschaft für Ordenskunde e.V. (DGO) oder werden Sie Mitglied bei uns. Hinweise wie Sie bei uns Mitglied werden können finden Sie unter dem Menüpunkt Mitglied werden.