2007

Gelungenes Symposium in Passau

Zum ersten Mal fand vom 04. bis 06. Mai 2007 ein gemeinsames Symposium mit unserem Nachbarverband der Österreichischen Gesellschaft für Ordenskunde statt. Am Freitag Nachmittag trafen sich die Mitglieder im Passauer Hotel Jesuitenschlößl, um nach einer Stadtführung mit dem 62. Bundestreffen des BDOS – Deutsche Gesellschaft für Ordenskunde e.V. zu beginnen. Rainer Keilbach berichtete aktuelles aus der Vereinsarbeit, so über unlängst stattgefundene Ausstellungen sowie auch die Zusammenarbeit mit dem neuen Redakteur Herrn Dr. Adler. Schatzmeister Kebbel berichtete positiv über die derzeitige Kassensituation. In direktem Anschluß hielt Karl Gattinger anläßlich des 250jährigen Stiftungsjubiläums des Militär-Maria Theresien-Ordens ein Referat über zwei berühmte Heerführer aus den Franzosen- bzw. Befreiungskriegen als Militär-Maria Theresien-Ordensritter. Dies waren der preußische Feldmarschall von Blücher und der österreichische Feldmarschall Graf Radetzky von Radetz.

Symposiums-Teilnehmer (Photo: Reiner Keilbach)

Am Samstag ließ unser Schirmherr, Herr Landrat Hanns Dorfner durch seinen Stellvertreter Herrn Kohl vor über vierzig Teilnehmern das Grußwort überbringen. Herr Kohl war im Anschluß noch bei Vorträgen zugegen und äußerte sich positiv überrascht über die Arbeiten und Forschungen. So führte uns Hartmut Rochowanski einige Beispiele von Fälschungen vor Augen. Als Besonderheit konnte er den Teilnehmern sogar Werkzeuge zur Herstellung vorzeigen. Rochowanski: „Alles was echt ist wird gefälscht. Das fängt bei der Rolex an, hört aber noch lange nicht beim Orden auf“. Bereits unmittelbar nach Ende des 2. Weltkrieges gab es sogar amerikanische Kriegssouvenir-Abteilungen und Stücke wurden ab Herbst 1945 wieder gefertigt.

Dr. Dietrich Herfurth führte eine Betrachtung über Originale und Fälschungen von sowjetischen Auszeichnungen durch. Herfurth schätzt dass sowjetische Orden und Ehrenzeichen bei über zehntausend Sammlern weltweit im Mittelpunkt stehen. Viele Fälschungen sowjetischer Orden und Ehrenzeichen können von erfahrenen Sammlern auch durch die Nummerierungen und Gravuren erkannt werden. An dieser Stelle warnte Herfurth: „Gier verführt und ist ein schlechter Ratgeber“ und riet die Sammlerleidenschaft zu zügeln. Vor jedem Erwerb sollten immer ausreichende Grundkenntnisse erworben werden. Zwar ist diese Aussage nicht neu aber wird leider immer wieder nicht befolgt.

Besonders beeindruckte im Anschluss Herr Dr. Robert Linke mit einem Einblick in seine Tätigkeit als Naturwissenschaftler. Dr. Linke arbeitet als Chemiker im österreichischen Bundesdenkmalamt. So können mit Röntgenfluoreszenzanalysen zerstörungsfreie Prüfungen bei bestimmten Materialien durchgeführt werden. Weiter werden zum Beispiel Isotopenanalysen verwendet, um bei Gold die Herkunft des Materials zu bestimmen. Im weißen Email können zum Beispiel Eisengehalte bzw. Zinkgehalte ermittelt werden. Ein höherer Aufwand stellt die Betrachtung der Mikrogefüge im Rasterelektronenmikroskop dar. Einfacher, jedoch recht teuer, ist eine Neutronenradiografie und für den Sammler derzeit noch nicht realisierbar. Grundsätzliche Möglichkeiten der metallurgischen Untersuchungen sind natürlich Untersuchungen der Legierungsbestandteile oder die Feststellung von natürlicher oder künstlicher Patina. Ein besonderen Leckerbissen bei der Fälschungserkennung stellt dann die fouriertransformierte Infrarotmikroskopie dar. Diese erlaubt zerstörungsfreie Lackcharakterisierung.

Die Nachmittagsvorträge beschloss Uwe Bretzendorfer mit der Vorstellung einer aktuellen Fälschung, welche erst seit März 2007 bekannt ist. Es handelt sich dabei um das erste Modell der baden-württembergischen Lebensrettungsmedaille (siehe gesonderten Artikel von Uwe Bretzendorfer in diesem Heft).

Bis zum Abendessen fand eine erste Diskussionsrunde mit dem Versuch der Abgrenzung von Begrifflichkeiten „Original“ – „Kopie“ – „Fälschung“ in der Phaleristik statt. Eine rege, zahlreiche Teilnahme versprach ein entsprechendes Ergebnis zu bringen.

Eine besondere Überraschung war die Überreichung einer großen Torte von beiden phaleristischen Verbänden an Herrn Obermedizinalrat und Präsidenten der österreichischen Gesellschaft für Ordenskunde Herrn Walter Chiba anlässlich seines 85. Geburtstages.

Dr. Theophil Schindler eröffnete den letzten Symposiumstag am Sonntag mit einem weiteren Beitrag zur Fälschungsthematik von aktuellen Lebensrettungsmedaillen aus Schleswig Holstein und Baden Württemberg. Danach ging es unmittelbar weiter mit der Diskussionsrunde des Vortages und es gelang noch vor dem Ende des Symposiums eine Definitionen als Meinungsbild zu Papier zu bringen.

Im Ergebnis darf mitgeteilt werden, dass beide Verbände nicht nur neue Freunde, sondern auch Mitglieder gefunden haben und schon jetzt wurde vereinbart, im Jahr 2009 ein zweites deutsch-österreichisches Phaleristik-Symposium durchzuführen.

Jahreshauptversammlung 2007 in Bad Arolsen

Die Überraschung war groß: Bereits am Vorabend der Jahreshauptversammlung am 22. September trafen unmittelbar nach der Präsidiumssitzung unerwartet viele Gäste ein. So fanden sich bereits über 30 Teilnehmer am Freitag Abend im Gasthaus Teuteberger Hof zum gemeinsamen zwanglosen Gespräch.

Am Samstag Morgen tagten sämtliche Funktionsträger des Vereins. Die drei Hauptthemen waren:

  • Gewinnung weiterer Aufsätze für unser Vereinsmagazin
  • Stärkere Öffentlichkeitsarbeit von allen Mitgliedern sowie
  • Die Gewinnung von neuen Mitgliedern.

Im Anschluss fuhren wir zum Residenzschloss, wo uns bereits Schirmherr Prinz Georg Friedrich zu Waldeck und Pyrmont erwartete. Pünktlich ging es zur Führung durch das Schloss. Die Zahl der Teilnehmer war mittlerweile durch die Begleitpersonen auf über 50 Personen angewachsen. Unser Schirmherr führte uns mit Humor und eigenem Scharm durch die Räumlichkeiten, welche auch von ihm früher einmal bewohnt wurden. Bei dieser kurzweiligen Führung durch das Schloss wurde es erst recht spannend als wir in die Ausstellungsräumlichkeit zu Orden und Ehrenzeichen gelangten. Hier fanden sich schließlich die Stücke, welche von Gerd Efler schon einmal in seinem Buch: Die Orden und Ehrenzeichen des Fürstentums Waldeck und Pyrmont ausführlich beschrieben wurden.

Präsident Rainer Keilbach bedankte sich beim Schirmherr, welcher uns den kostenlosen Einlass ins Schloss ermöglicht hatte.

Nach der Schlossbesichtigung ging es zurück zum Mittagessen ins Hotel und zur anschließend gut besuchten Tauschbörse, bei welcher so manches Stück einen neuen Besitzer gefunden hatte.

Über die Jahreshauptversammlung welche im direkten Anschluss nach der Börse stattgefunden hatte, wird ausführlich im Protokoll der Jahreshauptversammlung separat berichtet.

Nach dem Abendessen fanden die Ehrungen statt. Zunächst konnten zahlreiche Mitglieder für 25- und 10- jährige Mitglied-Schaft ausgezeichnet werden.

Die Verdienstmedaille in Silber wurde dem früheren stellvertretenden Präsidenten Klaus Jäger verliehen werden während Ministerialrat a.D. Walter Rosenwald mit der goldenen Verdienstmedaille ausgezeichnet wurde. Zur Verleihung des von-Hessenthal-Preises für Phaleristik an den Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirates Dr. Dietrich Herfurth hatten wir bereits kurz berichtet.

Die Laudatio von Prof. Dr. Henning finden Sie in dieser Ausgabe unseres Vereinsmagazins. Der Festvortrag von Gert Efler: „Ludwig Boedicker – ein hessischer Offizier in den Wirren der napoleonischen Zeit“ fand großen Zuspruch und rundete die Veranstaltung in einem harmonischen Rahmen ab.

Alles in Allem darf dies erneut als eine gelungene Veranstaltung gesehen werden, welche nicht zuletzt rechtzeitig im Vorfeld von unserem langjährigen Mitglied und Inhaber der goldenen Verdienstmedaille des BDOS – Deutsche Gesellschaft für Ordenskunde e.V. Gerd Efler organisiert wurde. Herrn Efler an dieser Stelle daher nochmals ein herzliches Dankeschön. Auf ein Wiedersehen bei der Jahreshauptversammlung 2008 in Altenburg freuen wir uns bereits jetzt.